Benno van Aerssen Benno van Aerssen

Benno, was hat es mit Deiner künstlerischen Herkunft auf sich?

Die Legitimation, Künstler und kreativ zu sein, wurzelt tief in meiner Herkunft. Angefangen hat alles mit dem Kirchenmaler Johann Anton Ferrari aus Moleno im Tessin. Einer seiner Söhne, Johannes Mario Ferrari (1747-1822), wanderte 1770 nach Deutschland an den Niederrhein aus und ist Stammvater meiner Familie (erste Generation in Deutschland). Zehn Kinder hatte Johannes Mario Ferrari – Victor Ferrari (1793 - 1846) ist mein Urahn.

In der Rheinischen Post vom 5.5.1965 erschien ein Artikel über die lange Maler- und Künstlertradition der Familie Ferrari in Uedem am Niederrhein. Im Restbau des alten Uedemer Klosters fanden sich z.B. 1934 Wandmalereien auf Leinen unter Putz, die Johannes Mario signiert hatte. 1776 kaufte er ein Haus auf der Mosterstraße in Uedem, das bis 1973 in Familienbesitz war. In sechster Generation sind seit ihm die Söhne Maler und Künstler geworden, eine wohl einmalige Tradition in Deutschland.

Victor Ferrari (zweite Generation in Deutschland)
Victor Ferrari (geb. 20.10.1793 in Uedem, gest. 2.1.1846 in Uedem) arbeitete als Glaser, Maler und Künstler in Uedem. Er übernahm später das elterliche Geschäft in der Mosterstraße. Victor Ferrari hatte einige Kinder. Johann Anton Ferrari (1830-1900) ist mein Ahn.

Johann Anton Ferrari (dritte Generation in Deutschland)
Auch Johann Anton Ferrari (geb. 31.12.1830 in Uedem, gest. 12.6.1900 in Uedem) arbeitete als Glaser, Maler und Künstler in Uedem. Aus seinem Wanderpass von 1851 geht hervor, dass er in Andernach, Bonn, Koblenz, Gotha und Erfurt war. Er kehrte aber schon nach einem halben Jahr von der Wanderschaft zurück. Offenbar wollte er das Geschäft in der Mosterstraße übernehmen. Seine Eltern waren schon seit seinem 16. Lebensjahr, also seit fünf Jahren tot. Am 15. Oktober 1852 legte er in Kleve die Meisterprüfung ab, als einer der ersten überhaupt, denn diese war kurz vorher eingeführt worden. Der Meisterbrief liegt uns noch heute vor.

Der kreative Johann Anton begann ebenfalls zu fotografieren. Daguerre hatte erst 1837 die Fotografie erfunden. Außerdem beschäftigte er sich mit der Hinterglasmalerei und der Polychromie (d.h. dem Bemalen von gegossenen und geschnitzten Figuren). Er malte zum Beispiel auch 1882 die Fahne der Kolpingfamilie Uedem, die 1880 gegründet wurde. Johann Anton hatte acht Kinder. Johann Heinrich Ferrari (1871-1939) ist mein Vorfahr und mein Urgroßvater.

Johann Heinrich Ferrari (vierte Generation in Deutschland)
Johann Heinrich Ferrari (geb. 4.1.1871 in Uedem, gest. 10.6.1939 in Uedem) war Malermeister und übernahm das elterliche Geschäft in der Mosterstraße in Uedem nach dem Tode seines Vaters. Als junger Mann war er ein Meister der Hinterglasmalerei. Johann Heinrich hatte drei Kinder. Johannes Heinrich Josef Ferrari ist mein Vorfahr und mein Großvater.

Johannes Heinrich Josef Ferrari (fünfte Generation in Deutschland)
Johannes Heinrich Josef Ferrari (geb. 16.10.1907 in Uedem, gest. 13.4.1969) war Malermeister. Er übernahm 1935 das elterliche Geschäft in der Mosterstraße in Uedem in fünfter Generation. Am 7.7.1935 bestand er in Düsseldorf die Meisterprüfung mit „sehr gutem“ Erfolg. Er baute das Geschäft weiter aus und nahm zusammen mit seinem Bruder Carl Gerhard Ferrari die Schriftenmalerei hinzu. Johannes Heinrich Ferrari hatte vier Kinder.

Ursula Christine Ferrari (meine Mutter), Heinz Ferrari und Johannes Ferrari (sechste Generation in Deutschland). Ursula Christine Ferrari (geb. 17.9.1940 in Uedem) heiratete den Schreiner und Bauzeichner Franz van Aerssen.

Heinrich Johann Josef (Heinz) Ferrari (geb. 24.12.1941 in Uedem) ist in der sechsten Generation der Familie Malermeister und Künstler. Er hat zwei Kinder: Susanne Ferrari (geb. 5.8.1971) und Jan Ferrari (geb. 22.10.1976). Susanne Ferrari ist Diplomdesignerin und wie ich auch als Visualisiererin für weltweite Kunden tätig.

Meine Cousine Susanne Ferrari und ich sind die siebte Generation unserer Künstlerfamilie in Deutschland und wir halten die künstlerisch-kreative Tradition hoch. Heute arbeiten wir als kreative Unternehmensberater und Visualisierer auch in vielen gemeinsamen Projekten zusammen.

Die Renaissance
Geht man weiter in der Geschichte zurück, finden sich zwei Künstlerfamilien unter dem Namen Ferrari, die aus Oberitalien und dem Tessin stammen und deren Wirken sogar bis in die Renaissance zurückreicht. Der bekannteste mögliche Vorfahr ist der italienische Maler Gaudenzio Ferrari (* um 1477/1478 in Valduggia, Sesiathal (Piemont); † 31. Januar 1546 in Mailand). Als Geburtsjahr wird je nach Quelle um 1475, um 1481 oder 1484 angegeben. Als mögliche Sterbejahre werden 1546, 1547 oder 1549 geführt.

Gaudenzio Ferrari war ein Schüler von Stefano Scotto, Bernardino Luini und Leonardo da Vinci. Er arbeitete 1515–1518 in Novara, 1521 in Vercelli, bis 1524 in Varallo Sesia und von da an bis zu seinem Lebensende in Mailand.

Zahlreiche bedeutende Werke von Gaudenzio Ferrari befinden sich zu Varallo in Piemont. Die frühesten in den Kirchen Santa Maria in Loreto und San Marco verraten noch die alte lombardische Schule. Bedeutender noch sind die Fresken in der Franziskanerkirche Santa Maria delle Grazie, die unter anderem auf der Wand über dem Chor die Passion sowie in der Kapelle links unter dieser Chorwand die Darstellung im Tempel und Christus unter den Schriftgelehrten darstellen. Vieles von Gaudenzio Ferrari befindet sich auch in den 40 Kapellen des Sacromonte zu Varallo. Außerhalb Italiens sind seine Werke sehr selten zu sehen; in Paris befindet sich ein heiliger Paulus, in Berlin eine Verkündigung Mariä.

Die von Gaudenzio Ferrari ausgeführten Fresken "Die Wand von Gaudenzio" in Santa Maria delle Grazie, Varallo stellen eines der Meisterwerke der Renaissance-Malerei im Piemont und in der Lombardei dar.